Der Prozess I – Eichmann

Ein Bühnenstück mit Kopfhörern

Vier Schauspielerinnen stehen an der Bühnenkante. Schweißperlen glitzern auf der Stirn, ihr Atem geht schwer. Das Sakko baumelt an einem Haken, das Hemd ist zerknittert, die Krawatte ist ab. Der Prozess ist zu Ende, der Abend vorbei.

Eichmann ist überführt. Eine sagt: „In Deutschland wollte man diesen Prozess nicht auf sich nehmen.“

Für ihre Bearbeitung des Jerusalemer Eichmann-Prozesses montieren krügerXweiss erstmals Eichmanns Aussagen vor Gericht mit seinen Memoiren aus der Haft. Fast anderthalb Stunden geben sie dem Täter eine Bühne. Lassen ihn im O-Ton sprechen. Lassen ihn verleugnen und verharmlosen. Lassen ihn sich erinnern und erklären. Den Mann, der die Deportation von sechs Millionen Juden organisierte. Eine Zumutung ist das. Und ein Lehrstück. Denn kein Zeuge, keine Zeugin, kein Brief und keine Fotografie bringen Eichmann zu Fall. Diesen „Hans Wurst“, der nie einer war. Eichmann stolpert über das eigene Wort und einen Staatsanwalt, der ihn bei diesem nimmt.

Diese Produktion ist barrierefrei für mobilitätseingeschränkte Personen.

Sprache: deutsche Lautsprache
Dauer: ca. 80 Minuten

Eine Koproduktion mit dem Staatstheater Braunschweig. Gefördert von der Stiftung Niedersachsen und der Braunschweigischen Stiftung.

Konzept & Regie:
Marie-Luise Krüger & Christian Weiß
Text: Marie-Luise Krüger
Historische Recherche: Christian Weiß
Persönliche Assistenz von krügerXweiss: Nele Rennert
Musik und Sounddesign: Antimo Sorgente
Soundassistenz: Lukas Harris
Bühne und Kostüme: Andrea Jensen
Video: André Elbeshausen
Dramaturgie: Katharina Gerschler
Mit: Ruth Bohsung (UA), Gertrud Kohl (WA), Cecilia Pérez (UA), Saskia Petzold (UA)Saskia Taeger (UA)Lina Witte (WA) – (UA -Besetzung Uraufführung / WA – Besetzung Wiederaufnahme)

Fotos: Bettina Stoess

“Manchmal reicht wenig, um Schreckliches zu erzählen: Vier Frauen in weißen Anzügen mit jeweils einer Babypuppe auf dem Arm agieren auf der Bühne. Zwischen ihnen vier Wände aus Glas, die sie verschieben können. In den Glaswänden steigt hin und wieder Nebel auf. Viel mehr braucht das [Stück] nicht. Doch inmitten dieser Schlichtheit wird Ungeheuerliches verhandelt – und per Kopfhörer ganz dicht an jeden einzelnen Zuschauer herangetragen.” (BZ, 28.6.21)

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