Andere

Alberto Bernal & Christian Weiß

„Die Einheit von Nähe und Entferntheit, die jegliches Verhältnis zwischen Menschen enthält, ist [hier] zu einer, am kürzesten so zu formulierenden Konstellation gelangt: die Distanz innerhalb des Verhältnisses bedeutet, dass der Nahe fern ist, das Fremdsein aber, dass der Ferne nah ist.“ (Georg Simmel)

Bei der Installation geht es darum, hinzuhören. Menschen zuzuhören, aber ohne diese zuvor aufgefordert zu haben, etwas zu erzählen. Menschen, die schweigen. 

Die Besucher*innen betreten einen Raum. Sie betreten ein Becken mit Wasser. Von der Decke hängen Kopfhörer. Setzt man einen Kopfhörer auf, hat man vielleicht das Gefühl, nichts zu hören. Doch nach und nach kann man Geräusche wahrnehmen: Rascheln von Kleidung, Räuspern, Husten, Atmung. Akustisch befindet man sich nun zwischen ihnen, hört einige von ihnen lauter. Wer sind die Anderen? Sie können vertraut oder fremd sein. Was macht sie anders? Oder sind sie uns ähnlicher als wir oft denken?

Die Installation bietet den Besucher*innen die Offenheit, unterschiedlichsten Assoziationen zu folgen. Alle Versuche, „das Andere“ begrifflich abzubilden scheitern, weil der Gehalt des Anderen gerade darin besteht, eben nicht auf einen (uns bekannten) Begriff reduzierbar zu sein. 

Die Installation macht das Unhörbare hörbar – den Klang der Präsenz. Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt und ermöglicht die akustische Wahrnehmung eines kollektiven Seins. Das Menschsein steht im Zentrum.

Aufnahme- und Ausstellungssituation weisen Parallelen auf. 48 Menschen versammeln sich in einem Raum. Jede*r von ihnen trägt ein Mikrofon.

Unter Verwendung von binauraler Aufnahmetechnik, bei der sich die Mikrofone direkt in den Ohren der Menschen befinden wird später eine subjektive Hör-Perspektive über die 48 Kopfhörer im Ausstellungsraum ermöglicht. 

Im Raum befinden sich Personen ganz unterschiedlichen Alters, über die wir nichts weiter wissen, als dass sie heute, hier und jetzt da sind, um sich in diesem Raum aufzuhalten und zu schweigen. In der physischen Präsenz sind erst einmal alle Menschen gleich.

Die Arbeit wurde realisiert mit der Unterstützung der Braunschweigischen Stiftung und der Braunschweigischen Sparkassenstiftung

Fotos: Priska Dolling

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