GESPRÄCHSREIHE I – TRANSITIONAL JUSTICE
WENN DER GERICHTSSAAL KEINE VERSÖHNUNG BRINGT
Kann ein Strafprozess sicherstellen, dass sich Vergangenheit nicht wiederholt? Dass das Leid der Opfer gesehen und anerkannt wird? Dass am Ende Gerechtigkeit herrscht? Ist das seine Aufgabe? Ist es überhaupt möglich, politische Verbrechen – begangen in Krieg und Diktatur – mit dem individuellen Strafrecht aufzuarbeiten? Diese Veranstaltung fragt nach alternativen Maßnahmen, Verbrechen dieser Art aufzuarbeiten. Nach Maßnahmen, die bisher vor allem im Ausland als „Vergangenheitsarbeit“ oder „Transitional Justice“ bekannt wurden. Diese Maßnahmen gehen über das Strafrecht hinaus. Sind sie deswegen vielleicht erfolgreicher, selbst wenn (oder vielleicht sogar weil) sie nicht nur auf eine juristische Bestrafung im klassischen Sinne abzielen? Sollen sie nur das Unrecht ahnden, oder den Weg in eine demokratische Gesellschaftsordnung bereiten? Welche Rolle spielen Kunst/Kultur und politische Bildung bei dieser Arbeit an der Vergangenheit, die immer auch Arbeit an der Zukunft ist? Und wann ist dieser Prozess eigentlich abgeschlossen?
Sonntag, 12. März 2023, 16:00 Uhr
Ort: Roter Saal
Schlossplatz 1, 38100 Braunschweig
Eintritt frei
Zu Gast ist Prof. Dr. Aziz Epik von der Universität Hamburg.
Die Gesprächsreihe wird ermöglicht durch die Zusammenarbeit mit der Stadt Braunschweig, Fachbereich Kultur und Wissenschaft und der Stiftung Forum Recht.
Aziz Epik hat an der Humboldt-Universität zu Berlin Rechtswissenschaft studiert (2008-2013) und dort mit einer Arbeit zur Strafzumessung bei Taten nach dem Völkerstrafgesetzbuch promoviert (2016). Seit 2013 und bis 2020 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für deutsches und internationales Strafrecht, Strafprozessrecht und Juristische Zeitgeschichte (Prof. Dr. Gerhard Werle). Nach einem LL.M.-Studium an der University of Cambridge (2016-2017) und dem Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin (2018-2020) war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Juristische Zeitgeschichte an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (Prof. Dr. Florian Jeßberger) tätig (2020-2022). Seit April 2022 ist er Inhaber der Tenure-Track Juniorprofessur für Strafrecht und Kriminologie an der Universität Hamburg. Neben dem deutschen Straf- und Strafverfahrensrecht, dem Sanktionenrecht und dem Völkerstrafrecht liegt ein Schwerpunkt seiner Forschung auf Fragen struktureller Ungleichheit im Strafrecht.